Elektrosmog: Die Ärzte kommen aus der “Versenkung“. Wirklich?
Wie viel ist ein Leben wert?
Die dramatische Zunahme der elektromagnetischen Verschmutzung wird vom medizinischen Sektor noch nicht als ernsthafte Gesundheitsbedrohung anerkannt.
Warum ist das so? Leider steht der Sektor unter dem Einfluss der Industrie, die jeden Regulierungsversuch, der ihre wirtschaftlichen Interessen behindern könnte, ablehnt. Wie kann dies geschehen? Durch Strategien, die zynisch als „Produktverteidigung“ bezeichnet werden. Nichtsdestotrotz kommt eine wachsende Zahl von Ärzten aus der Versenkung und beginnt einen harten und mutigen Kampf.
3 Mythen und Fakten
“Die medizinische Wissenschaft ist unabhängig.“ Wirklich?
Seit dem Ende des 20. Jahrhunderts haben kommerzielle Interessen den medizinischen Lehrplan stark beeinflusst und verzerren weiterhin die für die Berufsausbildung verfügbaren Informationen.
Wenn ein Arzt zum Thema Elektrosmog befragt wird, gibt es oft ein Zögern, das ein Unbehagen erkennen lässt. Leider scheint dieses Thema für die meisten von ihnen ein Tabu zu sein. Sogar die WHO (Weltgesundheitsorganisation) ist sehr zweideutig in ihrer Klassifizierung der elektromagnetischen Verschmutzung (Klasse 2B: potentiell krebserregend). Folglich kann ein Arzt, der öffentlich auf die Risiken einer unkontrollierten Zunahme des Elektrosmogs aufmerksam macht, disziplinarisch belangt werden. Seine berufliche Laufbahn könnte beeinträchtigt werden, weil ihm das Recht auf Ausübung der ärztlichen Tätigkeit entzogen werden könnte. Er könnte auch als Scharlatan oder als inkompetenter und unausgeglichener Mensch gebrandmarkt werden.
Das Unbehagen des Arztes kann auch durch seine mangelnde Ausbildung in Umweltmedizin erklärt werden. Die Ausbildung von Ärzten scheint den menschlichen Körper als eine Ansammlung chemischer Moleküle zu sehen, die mit anderen Molekülen in Form von Medikamenten behandelt werden können. Diese Sichtweise konzentriert sich in erster Linie auf Symptome und lässt eine ganzheitliche Sichtweise vermissen. Es fehlt die Bedeutung subtiler elektrischer Ströme, um die Koordination zwischen den biologischen Funktionen des Körpers sicherzustellen.
“Es gibt keinen wissenschaftlichen Beweis.“ Wirklich?
Wissenschaftliche Beweise werden nur nach einer Reihe strenger Kriterien anerkannt, die von der Anwendung anerkannter Methoden, der Begutachtung durch Fachkollegen und der Bestätigung durch unabhängige Forschung reichen. Aber wenn Regeln aufgestellt werden, gibt es immer kluge Leute, die es schaffen, sie zu verbiegen. Ein Berater kann sogar beauftragt werden, bei der Durchführung einer „Produktverteidigung“ zu helfen. Wenn wissenschaftliche Beweise eine Bedrohung für ein wirtschaftliches Interesse darstellen, kann betrügerische Forschung gefördert werden, um ihr zu widersprechen. Dies schafft Verwirrung, die unseren wissenschaftlichen Erkenntnissen abträglich ist. Die Unterwanderung wirtschaftlicher Interessen macht es immer schwieriger, der Wissenschaft zu vertrauen.
Die Zahl der wissenschaftlichen Veröffentlichungen über die biologischen Wirkungen elektromagnetischer Felder hat bereits 30.000 überschritten! (siehe: EMF-Portal). Es ist undenkbar, dass Tausende von begutachteten Artikeln von inkompetenten Forschern geschrieben werden. Doch genau das scheinen uns einige Industrielle und Politiker glauben zu machen. Es stimmt, dass die Existenz biologischer Effekte an sich keinen formalen wissenschaftlichen Beweis für eine gesundheitliche Bedrohung darstellt. Dennoch bedarf es einer gehörigen Portion Naivität, um zu glauben, dass eine Erhöhung der Elektrosmogkonzentration in der Größenordnung von 1018 ohne Folgen für die Gesundheit ist! Darüber hinaus ist das Fehlen von Beweisen für einen Schaden kein Beweis für die Sicherheit. Viele Ärzte sind wahrscheinlich der festen Überzeugung, dass sich am Horizont eine große Bedrohung abzeichnet.
“Das Vorsorgeprinzip wird angewandt.“ Wirklich?
Nicht genug. Für Informanten ist es sehr schwierig und gefährlich, sich in einem weitgehend ignoranten und feindseligen Umfeld Gehör zu verschaffen.
Erfreulicherweise beginnen die Ärzteverbände in der Schweiz mit der Einführung des Vorsorgeprinzips aktiv zu werden, und dieser Trend, auch wenn er noch zaghaft ist, kann Informanten entlasten. So fordert beispielsweise die Schweizerische Ärztekammer (FMH) die Einrichtung eines Überwachungssystems für nichtionisierende Strahlung oder die weitere Erforschung der Auswirkungen von Strahlung auf die Gesundheit (Antrag an die Sitzung des Staatsrates, 2018). Der Präsident des WFH erklärt in einem Presseinterview:
„Für uns ist das Vorsorgeprinzip wichtig, denn nur so können die mit der neuen Technologie verbundenen Risiken minimiert werden. In den kommenden Monaten sollen die Expertengruppen ihre verschiedenen Berichte vorlegen. Es ist uns daher klar, dass die Entscheidung erst dann getroffen werden sollte, in voller Kenntnis dieser Meinungen. Wenn wir die Erwartungen eines Teils der Bürgerinnen und Bürger verstehen, die darauf erpicht sind, ihre verschiedenen Geräte schneller benutzen zu können, dann scheint es uns, dass angesichts der scheinbaren Ungewissheit in Bezug auf die Gesundheit und den Schutz der Bürgerinnen und Bürger bis heute Gelassenheit und Weisheit die Regel sein sollten. Hier scheint uns das Vorsorgeprinzip unausweichlich, trotz des kolossalen Drucks, den die Industrie angesichts eines solchen Marktes ausübt„.
Eine andere, noch neuere Position kommt von der Vereinigung MfE (Ärzte für die Umwelt). In ihrer Pressemitteilung 2019 stellen sie fest: „Das MfE lehnt jede Erhöhung der Grenzwerte ab und fordert die Einhaltung des Vorsorgeprinzips. Eine zunehmende Zahl von Studien hält die Strahlung von Mobiltelefonen für gesundheitsschädlich. Bereits 2011 hat die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) Strahlung als potenzielles Karzinogen eingestuft. Im April 2019 beschloss der Beratende Ausschuss der IARC, dieses strahleninduzierte Krebsrisiko aufgrund neuer Studien, die Anlass zur Sorge geben, mit hoher Priorität neu zu bewerten“.
Werden die Ärzte endlich ihr ohrenbetäubendes Schweigen brechen?
Logischerweise sollten die jüngsten Positionen des WFH und des MfE ihre Zurückhaltung verringern. Wir, ihre Patienten, könnten ihnen helfen, mutigere Positionen einzunehmen. Wir können ihnen zum Beispiel ein Exemplar der „EUROPAEM 2016 Richtlinien für die Prävention, Diagnose und Behandlung von Gesundheitsproblemen und Krankheiten im Zusammenhang mit elektromagnetischen Feldern“ (gigaherz.ch | europaem.eu) zur Verfügung stellen.
Und vielleicht könnten sich Ärzte durch das Beispiel des britischen Allgemeinmediziners Dr. Andrew Tresidder inspirieren lassen, der einen Brief schrieb, um die Akteure des öffentlichen Gesundheitswesens in seinem Land über Elektrosmog aufzuklären. Der englische Titel lautet: „An meine Kollegen, Allgemeinmediziner, Psychiater, Neurologen und Vertreter anderer medizinischer Fachrichtungen: Elektrosensibilität- eine umweltbedingte Krankheit, eine echte Diagnose, keine wahnhafte Krankheit„.
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Quelle: alerte.ch